Wird in der Digitalbranche über Pitches berichtet, geht es häufig entweder um unbezahlte Kreativleistungen, oder man liest die klassischen Erfolgsmeldungen, Empörung oder Freude. Besonders in der Kritik steht die Tatsache, dass die Kosten nicht selten zulasten der Agenturen gehen und dass der durchaus wertvolle Input auch bei einer „Niederlage“ weiterverwendet werden darf. Und wird.
Doch was bedeutet es eigentlich für eine Digitalagentur wie Ray Sono mit einem gesunden Bestandskundenmix aus B2B und B2C, nach über einem Jahrzehnt Rahmenvertrag mit der Deutschen Bahn erneut auf dem Prüfstand zu stehen?
In einer EU-weiten Ausschreibung beweisen zu müssen, dass man den Weg in die digitale Zukunft zu Recht noch gemeinsam beschreitet und nicht nur aus Gewohnheit?
Eine der großen Herausforderungen ist es doch, gerade in dieser kompetitiven Situation das Neue zu denken, das Unerwartete. Und den vertrauten Partner nach vielen Jahren inniger Beziehung auf ein Neues zu überraschen und schließlich erneut für sich zu gewinnen.
Ein Erfolgsfaktor liegt hier sicherlich bereits in der gemischten Besetzung des Teams mit UX-Experten, Designern, Strategen, Rapid Prototypern, Customer Journey-Beratern und Analysten – aber vor allem auch in der gezielten Mischung aus „alten DB Team Hasen“ und frischen Köpfen sowie passionierten Bahnfahrern und absoluten Schienenverweigerern.
Ein weiterer Erfolgsfaktor: Ideen, Visionen und Lösungen entwickelt und bis auf Prototyp-Ebene ausgearbeitet zu haben, welche die Deutsche Bahn in eine Zeit begleiten, in der eine Bahnfahrt längst nicht mehr am Schalter beginnt und am Zielbahnhof endet. In der Sharing Provider, Mobility-Dienstleister und smarte Alltagsassistenten die zentralen Touchpoints einer vollumfänglichen Customer Journey besetzen – weit vor und lange nach der eigentlichen Fahrt im Zug.
Denn eine sich rasant verändernde Erwartungshaltung der Kunden gegenüber dem digitalen Wandel und der Anspruch an perfekt funktionierende digitale Lösungen erlauben es keinem der Partner mehr, an der gemeinsamen Historie festzuhalten, ohne das Gleis auch einmal zu wechseln.
Um das zu realisieren, ist eine moderne Produktentwicklung notwendig, die sich in erster Linie und mit aller Konsequenz am Kunden orientiert – sowohl in der Ausnahmesituation Pitch als auch im anschließenden Tagesgeschäft.
Während Deutschland in den Sommermonaten also neue Hitzerekorde zu verzeichnen hatte, entstanden im kühlen Untergeschoss der Tumblingerstraße frische Mobilitätskonzepte, smarte Strategien und nutzerfreundliche digitale Lösungen, die nicht haltmachen vor den Grenzen der DB Services, wie wir sie heute kennen. Nicolas Escherich, Vorstand der Ray Sono AG, formuliert die Herausforderung wie folgt:
Wir sind in der Ausschreibung angetreten, um in der Verbindung von UX/UI, Strategie, Research, Data und Operations den Anspruch der Bahn, ‚Mobility Provider von Tür zu Tür‘ zu sein, zu realisieren. Gemeinsam werden wir nun auch in den kommenden fünf Jahren konsequent daran arbeiten, digitale Trends in eine personalisierte User Experience mit absoluter Kundenzentrierung umzusetzen.
Nicolas Escherich, Vorstand, Ray SonoNun, wo also der erste Schnee auf die Dächer fällt, ist der „Monster-Pitch“, wie „Horizont“ unlängst titelte, für Ray Sono gewonnen. Der Pitch-Raum ist leer, unzählige Skizzen und Post-its sind von den Wänden verschwunden, der Rahmenvertrag wurde verlängert. Was bleibt, ist ein Kernteam aus rund 15 Spezialisten in München und am neuen Standort Frankfurt, das die Deutsche Bahn in die digitale Zukunft begleiten und dabei Gewohntes immer wieder auf den Prüfstand stellen wird.
So als wäre jeden Tag ein bisschen Pitch.