Digitale Trends 2020: Welche sind eine sichere Sache?

Das ist also 2020. Fühlt sich gut an, frisch, spannend, hat Potenzial! Aber auch digital? Als Berater für Experience Design und digitale Strategie bei Ray Sono habe ich mir die Zeit genommen zusammenzutragen, auf welche digitalen Trends und Entwicklungen in diesem Jahr gesetzt werden sollten.

Tim Struck, Senior Consultant | UX

Lesedauer: 5 Minuten

Tacheles reden statt Buzzword-Bingo

Das Feld ist riesig, ein Buzzword jagt das andere: BERT, Voice, KI und Cloud, digitaler Wandel, New Work und Agilität. Mich interessiert etwas anderes: Welche digitalen Entwicklungen, Technologien oder neue Methoden sind denn mittlerweile eine sichere Sache (oder „a gmahde Wiesn“, wie’s hier in Oberbayern heißt) – und vor allem: Welche bringen wirklich etwas?

Sicherer Trend Nr. 1: Digital läuft – Video wird mobil

  • 73 Prozent aller Internet-Nutzer werden 2025 nur ihr Smartphone nutzen. 
  • 79 Prozent des mobilen Traffics werden Videodaten sein.

 

Ein Klassiker, gerade jetzt, da wir auf 5G zusteuern: Wenn ihr eine Website, ein digitales Produkt oder einen digitalen Service anbietet, dann sorgt dafür, dass der auch mobil funktioniert. Warum das so wichtig ist? Schon jetzt gibt es fast so viele Handynutzer wie Menschen auf der Welt. Menschen sind mittlerweile so gut wie immer online: Und sobald sie nicht mehr vor einem Monitor sitzen, ist ihr Smartphone ihr Fenster zur Welt. Kurz gesagt: Alles, was mit dem Smartphone gemacht werden kann, wird auch mit dem Smartphone gemacht werden.

Übrigens: Wisst ihr, welches Format mobil am besten funktioniert? Video. Denn ein guter Clip sagt mehr als tausend Worte. In den nächsten Jahren werden rund 80 Prozent des mobilen Traffics aus Videodaten bestehen – es kommen bewegte Zeiten auf uns zu.

Sicherer Trend Nr. 2: Wer Daten richtig nutzt, gewinnt

Die Digitalisierung hat viele Auswirkungen. Am wichtigsten ist dabei aber die Messbarkeit: Jeder genutzte digitale Dienst generiert messbare Daten. Sensoren, wie sie bei vielen Geräten des Internet of Things eingesetzt werden (Fitnesstracker, Thermostate, Bewegungsmelder), ergänzen die verfügbare Datenmenge zusätzlich. Deshalb gewinnt das datenbasierte Marketing immer mehr an Bedeutung.

Key Performance Indicators (KPIs), Analytics und Dashboards mit Tableau oder Databox aufzusetzen allein reicht jedoch nicht, wichtiger sind zwei Punkte: das interne Know-how aufzubauen und sich die richtigen Fragen zu stellen. Denn nur wenn ich weiß, was ich wissen will, welche Daten ich brauche und was die gemessenen Werte bedeuten, wird ein smarter Schuh daraus.

Also: zuerst die Strategie, die Expertise und die Prozesse aufbauen – und erst dann das richtige Tool auswählen, anpassen und zielgerichtet nutzen.

Sicherer Trend Nr. 3: Digital wandelt Unternehmen

Was langsam klarer wird: Digitaler Wandel dreht sich nicht um Rechner, Handys und Tablets, sondern um Menschen. Um die Möglichkeiten, die uns neue Technologien bieten: Wir können an jedem Ort und zu jeder Zeit auf so ziemlich alles zugreifen, uns austauschen, miteinander in Kontakt treten. Das wirkt sich auch auf Unternehmen und Organisationen aus, ermöglicht ganz neue Geschäftsmodelle: Klassische Hierarchien bieten Ordnung, Sicherheit und Struktur, tun sich jedoch schwer mit Innovation und Geschwindigkeit. Deshalb probieren viele Firmen neue Methoden aus: von agilen, selbstorganisierenden Teams über gemeinschaftliches und selbstständiges Arbeiten bis hin zur hierarchielosen Holokratie, wie sie Brian Robertson, Gründer von www.holacracy.org, vorschlägt. Mitarbeiter erhalten mehr Verantwortung und Handlungsfreiheit – müssen aber auch lernen, mit dieser Freiheit und Macht umzugehen.

Das haben all diese Ansätze gemeinsam: die Bereitschaft, etwas zu ändern – und der Widerstand, der sich dabei regt. Um die notwendigen Veränderungen anzustoßen, hilft es, eine Methode zuerst einmal top-down einzuführen. So kann man daraus lernen und die Entwicklung an das eigene Unternehmen und die Belegschaft anpassen.

Das fühlt sich an, als ob man lernt, Fahrrad zu fahren – oder zu zeichnen. Am Anfang helfen Stützräder oder klare Vorgaben. Aber zum Meistern braucht es Einsatz und den Mut, sich über Regeln hinwegzusetzen und sich freizulaufen. Vielleicht strauchelt man auch zwischendurch, aber das ist der Preis der Mündigkeit.

Sicherer Trend Nr. 4: In Micro-Moments statt Kanälen denken

Google hat dieses Phänomen „Micro-Moments“ genannt: Über den Tag verteilt haben wir im Durchschnitt 150 Momente, in denen wir spontan auf Anfragen und Gelegenheiten reagieren. Und das auf richtig vielen Kanälen und Devices: Handy, Tablet, Social, E-Mail, Suchanfrage, Website, Bots. Und, und, und.

Oft denken wir uns den Informations- und Kaufprozess aber noch viel zu linear: Menschen wägen ab, vergleichen Angebote, jonglieren mit Alternativen. Kurz gesagt: Kunden sind komplex und interessieren sich für mehr als eine Sache.

Lasst uns aufhören, in Funnels und linearen Stories zu denken: Lieber erschaffen wir Welten, in die man einsteigen kann, „Sandboxes“, die man erkunden kann. Vernetzt euer Produktangebot, findet heraus, welche Produkte mit welchen anderen zusammengehen. Verkauft mir keinen Nagel, sondern das, was ich brauche, um ein Regal zu bekommen. Und geht dann gezielt und punktuell vor. Lernt eure Kunden Schritt für Schritt besser kennen. Gebt ihnen Freiheit – aber begleitet und unterstützt sie, damit jene, die Hilfe brauchen, auch darauf vertrauen können.

Sicherer Trend Nr. 5: Die Wirklichkeit erweitern

Virtual Reality (VR), Augmented Reality (AR), Mixed Reality (MR), Voice Assistance, Conversational Design oder Chatbots – eines haben sie gemeinsam: Das sind alles Technologien, die unsere Realität mit zusätzlichen Informationen ergänzen. Ich bekomme Zusatzinfos eingeblendet, mein Kopfhörer hört auf mich, im Gespräch bekomme ich das richtige Produkt angeboten und kann es gleich erwerben. Digitalisierung erweitert die Wirklichkeit – an dieser „Enriched Reality“ wird kein Weg vorbeiführen.

Hier könnt ihr klein anfangen: Organisiert und strukturiert eure Daten, löst sie aus den Kanälen, macht sie über jeden Kanal zugänglich. Sorgt dafür, dass Alexa und der Google Assistant etwas über euch zu sagen haben. Ergänzt eure Standortdaten. Helft mit herauszufinden, ob euer Produkt im Laden um die Ecke erhältlich ist. Helft euren Kunden, zu allwissenden Hellsehern zu werden. Das Potenzial ist da.

Worauf wartet ihr noch? Wir stehen bereit.

Tim Struck ist schon seit dem letzten Jahrtausend digital aktiv – angefangen hat er mit einem C64 und dem Versuch, „Herr der Ringe“ als Textadventure umzusetzen. Seit 2012 arbeitet er bei Ray Sono als Berater für UX und digitale Strategie. Er interessiert sich für obskures Wissen, Storytelling und Spiele aller Art – und erzählt euch gern, warum das Gehirn so auf Geschichten steht.

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Nancy Forner
Marketing & Communications
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