KI nach dem Hype – 2025, das Jahr, in dem KI zur Kerninfrastruktur wird

KI in der Geschäftswelt 2025 – vom Einsatz über Governance und Investitionen bis hin zu ihrer Skalierung als Kerninfrastruktur

Der AI Monday ist mehr als nur eine regelmäßige Veranstaltung. Er dient als Plattform zum offenen Austausch unter all denjenigen, die die Zukunft der künstlichen Intelligenz mitgestalten. Das von Ray Sono und DAIN Studios gemeinsam ausgerichtete Format bietet Raum für Diskussionen über drängende Fragen zum Einsatz von KI. 

Der AI Monday bietet detaillierte Einblicke aus verschiedenen Perspektiven, wertvolle Gelegenheiten zum Networking und Anregungen für alle, die KI nicht nur verstehen, sondern aktiv einsetzen möchten. Am Montag, den 3. Februar 2025, moderierten Dirk Hofmann, Mitgründer und CEO von DAIN Studios Deutschland, und Johann Bayerl, Division Lead Digital Communications bei Ray Sono, im Rahmen des AI Monday eine Diskussion über KI als zunehmend festen Bestandteil von Unternehmensinfrastruktur. 

FOBLB statt FOMO: der neue KI-Realismus 

Erst zwei Jahre ist es her, dass der Hype um generative KI, befeuert durch ChatGPT, die Unternehmenswelt umtrieb. Dass der Trend schnell an Fahrt gewann, ist vor allem der Neugier, Begeisterung und FOMO (kurz für „fear of missing out“, also die Angst, etwas zu verpassen) zu verdanken. Im Laufe des letzten Jahres trat jedoch zunehmend ein anderer treibender Faktor auf den Plan: FOBLB (kurz für „fear of being left behind“, also die Angst, abgehängt zu werden). 

Mittlerweile erkennen Unternehmen, dass sie KI brauchen, sie aber in vielen Fällen noch nicht skalieren können. Einer nahtlosen Implementierung stehen schlechte Datenqualität, starre Unternehmensstrukturen, fehlende Workflows und Fachkräftemangel im Weg. Während China disruptiv voranschreitet und die USA massiv in KI investieren, scheint sich Europa allzu oft mit Compliance-Fragen aufzuhalten. Da drängt sich die Frage auf: Wie können wir da mithalten? 

 

KI in der Praxis: nicht mehr nur eine Vision, sondern bereits Realität 

Künstliche Intelligenz (KI) verändert die Versicherungsbranche grundlegend. Julia Krezdorn, Head of Artificial Intelligence bei Munich Re, präsentierte eindrucksvolle Beispiele, wie KI sowohl interne Prozesse als auch externe Produkte optimiert. 

Das KI-Team von Munich Re entwickelt praxisnahe Lösungen, die unternehmensinterne Abläufe effizienter gestalten – etwa durch Prozessautomatisierung in der Vertragsprüfung und Datenverarbeitung. Doch auch in extern angebotenen Produkten kommt KI bereits erfolgreich zum Einsatz: Branchenübergreifend sind verschiedene KI-basierte Lösungen implementiert, die Versicherungsunternehmen dabei unterstützen, Risiken besser zu bewerten und Prozesse zu beschleunigen. 

Ein besonders transformationsbezogenes Beispiel ist die veränderte Rolle von Underwriter*innen in der Rückversicherung. Während ihre Arbeit bislang stark von vorbereitenden Tätigkeiten wie Recherche und Dateneingabe geprägt war, könnte KI diese Aufgaben in Zukunft erheblich reduzieren. Dadurch gewinnen Fachkräfte mehr Zeit für strategische Kernaufgaben wie Risikobewertung und Kundenbetreuung – ein Wandel, der bereits heute spürbar ist. 

Mit diesen Entwicklungen zeigt sich: Künstliche Intelligenz ist nicht nur ein technischer Fortschritt, sondern ein entscheidender Treiber der Transformation in der Versicherungsbranche. 

 

KI-Governance und die KI-Verordnung der EU: eine regulatorische Hürde? 

Paloma Laye (AI Quality Advocacy Manager, TÜV SÜD) sprach über einen bedeutenden regulatorischen Meilenstein – den EU AI Act, das weltweit erste umfassende Rechtsrahmenwerk für Künstliche Intelligenz. Dieses Gesetz stuft KI-Systeme in vier Risikokategorien ein, von verboten und hochriskant bis hin zu geringem und minimalem Risiko. 

Stark regulierte Branchen wie das Gesundheitswesen und die Strafverfolgung müssen strenge Transparenz- und Compliance-Anforderungen erfüllen. Während diese Maßnahmen ethische Standards und Verantwortlichkeit sicherstellen, schürt die laufende Debatte über ihre Umsetzung Bedenken, dass sie Innovationen möglicherweise erschweren könnten – insbesondere für Start-ups, die mit komplexen Compliance-Anforderungen kämpfen. 

Das Gleichgewicht zwischen Selbstregulierung und gesetzlicher Aufsicht bleibt eine Herausforderung. Große Unternehmen können eigene KI-Governance-Richtlinien entwickeln, während kleineren Firmen oft die Ressourcen dafür fehlen. Unternehmen, die KI proaktiv in ihre Strategie integrieren, können jedoch einen Wettbewerbsvorteil erzielen, anstatt lediglich auf gesetzliche Vorgaben zu reagieren. 

 

Investitionen und Trends: Wohin fließt das Kapital? 

Jessica Lieber (Principal, 10x Founders) gewährte überzeugende Einblicke in den KI-Investitionsmarkt. Im 4. Quartal 2024 wurde die Hälfte des weltweiten Risikokapitals in KI investiert, wobei ein Großteil des investierten Kapitals in Grundmodelle mit allgemeinem Verwendungszweck floss. In ihrer Trendprognose für 2025 sieht sie vor allem Finanzierungsrunden in branchenspezifischen KI-Lösungen  – sowohl horizontale als auch vertikale Modelle – rasch an Dynamik gewinnen. Gleichzeitig ist die verkörperte KI auf dem Vormarsch, da sich die Fortschritte in der KI zunehmend auf die physische Welt erstrecken.

 

Die Realität der KI in Unternehmen 

Patrick Simon (Program Manager, New Digital Tech/GenAI, ZEISS) hob die fünf größten Herausforderungen hervor, denen Unternehmen bei der Einführung neuer digitaler Technologien wie generativer KI gegenüberstehen. Zentral dabei: Das Gleichgewicht zwischen technologischer Innovation und unternehmerischer Verantwortung. Während Unternehmen vom Potenzial der KI profitieren wollen, müssen sie gleichzeitig hohe Standards bei Datensicherheit und Compliance gewährleisten. 

Zudem erfordert eine erfolgreiche Implementierung von KI-Systemen mehr als technisches Verständnis. Entscheidend sind messbare Geschäftswerte, durchdachte Prozesse und die systematische Einbindung der Mitarbeiter. Er betonte dabei besonders die Bedeutung einer ausgewogenen Strategie: Einerseits müssen Unternehmen schnell auf neue technologische Entwicklungen reagieren können, andererseits braucht es Zeit, um nachhaltige Veränderungen in der Organisation zu verankern. 

Ein weiterer Schwerpunkt seiner Analyse lag auf der Rolle der Mitarbeiter im Transformationsprozess. Statt KI nur von oben einzuführen, plädiert er für einen kombinierten Ansatz: Strategische Initiativen der Unternehmensführung werden durch Bottom-up-Innovation ergänzt, bei der Mitarbeiter aus allen Bereichen befähigt werden müssen, KI-Potenziale zu identifizieren und zu nutzen. 

 

Lässt der „iPhone-Moment“ der KI-Agenten noch auf sich warten? 

Aus der Podiumsdiskussion ging deutlich hervor, dass KI-Agenten aus unserem Alltag bislang noch wegzudenken sind – oder in Jessica Liebers Worten: Der mit Spannung erwartete „iPhone-Moment“ bleibt noch aus. Das wird sich jedoch ändern. Denn KI-Agenten sind zunehmend in der Lage, komplexe Aufgaben zu übernehmen - etwa Termine zu planen und Entscheidungen zu treffen. Es wird erwartet, dass sie zunächst von Einzelpersonen verwendet werden, bevor sie auch in Geschäftsanwendungen Einzug halten. Denn wer KI bereits in die eigenen Alltagsabläufe integriert, wird sich logischerweise eine ähnliche Form der Unterstützung auch am Arbeitsplatz suchen.

KI-Prognosen für 2025: Wie geht es weiter? 

Dass Modelle wie DeepSeek zunehmend OpenAI Konkurrenz machen, deutet auf einen Wandel in der Wettbewerbsumgebung hin. Der Schwerpunkt der KI-Entwicklung verschiebt sich immer mehr von der reinen Forschung hin zu praxisnahen Anwendungsbereichen. KI-Agenten werden auch in Zukunft in weitere Branchen vorrücken und somit schnell in verschiedensten Sektoren an Bedeutung gewinnen. Mit zunehmender Verbreitung künstlich erzeugter Medien wird es immer wichtiger, echte von KI-generierten Inhalten unterscheiden zu können. Gleichzeitig werden die mit KI-gestützten Chatbots verbundenen Risiken – und insbesondere ethischen Bedenken – noch deutlicher. KI-Workflows entwickeln sich ebenfalls weiter und steuern stetig auf Vollautomatisierung zu. 

 

Fazit: Perfektion ist nicht das Ziel 

Julia Krezdorn (Head of Artificial Intelligence, Munich Re) regte mit ihren abschließenden Worten zum Nachdenken an: „Wir erwarten von Maschinen hundertprozentige Genauigkeit – noch kein Mensch ist diesem Anspruch gerecht geworden.“ 

KI muss nicht fehlerfrei sein, um uns einen Mehrwert zu bieten. Vielmehr kommt es auf eine verantwortungsvolle Nutzung und skalierbare Implementierung an. 2025 könnte die KI den Sprung aus der Versuchsphase schaffen und für Unternehmen zum unverzichtbaren Bestandteil ihrer Kerninfrastruktur werden. 

Treten Sie unserer Meetup-Gruppe „AI Monday Munich“ bei, um die nächste Gelegenheit zum Networking nicht zu verpassen und mitzureden! 
https://www.meetup.com/ai-monday-munich/ 

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Sebastian Sorger
Director Business Development
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