Voice-Interfaces – sie werden jeden Tag klüger
„We think that all search through desktop is dead.“ – Ein klares Statement von Fabrice Otaño, Chief Data Officer der AccorHotels Group, das die Dringlichkeit der Veränderung deutlich macht.
Für Unternehmen ist es überlebenswichtig, diese rechtzeitig zu erkennen und darauf aktiv zu reagieren. Denn es gibt einiges zu beachten, zum Beispiel die spezielle SEO-Optimierung von Content, die Definition neuer User Experience beziehungsweise neuer Customer Journeys oder aber der Transfer der eigenen Corporate Identity in die Voice-Welt. Die Details erklärt Sebastian Krüger, Managing Partner bei Ray Sono.
„Tut mir leid, das habe ich nicht verstanden“ – diesen Satz werden wir zukünftig seltener hören, denn die smarten Assistenten werden immer schlauer. Marktforscher von Loup Ventures haben die Probe aufs Exempel gemacht und den Homepods von Google, Apple und Amazon rund 800 Fragen gestellt. 81 Prozent der Fragen konnte der Google Assistant richtig beantworten. Alexa schaffte 64 Prozent, während Siri nur zu 52,3 Prozent richtige Antworten gab. Die technische Entwicklung schreitet schnell voran, sodass schon bald noch deutlich bessere Quoten zu erwarten sind.
Beispiel Google I/O
Ein eindrucksvolles Beispiel gab es auf der Google I/O Conference zu sehen, bei der das Sprachmodul Duplex für den Google Assistant einen Friseurtermin buchte und einen Tisch in einem Restaurant reservierte, ohne dass der Gesprächspartner bemerkte, dass es sich um eine Maschine handelte. So überzeugend klingt die KI, dass der Gesprächspartner am anderen Ende einen Menschen vermutet – daher verspricht Google, dass sich Duplex perspektivisch als Maschine zu erkennen geben wird.
Machine Learning und Artificial Intelligence hinter dem Voice-Interface werden die Einsatzgebiete extrem erweitern und die heutigen Limitierungen weiter reduzieren.
Voice-Fakten im Jahr 2018:
- 95 % Genauigkeit bei der Worterkennung von Googles AI.
- 40 % der US-Millennials nutzen Voice-Assistenten, bevor sie eine Kaufentscheidung treffen.
- 36 % der Deutschen nutzen Voice-Assistenten bereits im Alltag.
- 10 % der Deutschen nutzen lieber Voice-Assistenten, als in einen Laden oder eine Bankfiliale zu gehen.
- 2020 werden 50 % aller Suchen via Sprache erfolgen.
Voice in der Produkt- und Serviceentwicklung
Um das Potenzial von Voice zu nutzen, sollten in der Produkt- und Serviceentwicklung folgende grundlegende Erkenntnisse berücksichtigt werden:
- Die Suchmaschine wird zur Antwortmaschine – Dialog treibt die Experience.
- Voice-UX ist keine Spiegelung der Website. Es hat eine eigene Stimme, ein eigenes Verhalten, eine eigene Tonalität.
- Voice-Interfaces müssen Mehrwert kreieren. Schnell zum Punkt, besser informiert, stets service- und kundenzentriert.
Voice ist ein neues Interface, keine Marke wird dieses Interface lange ignorieren können.
Voice Search revolutioniert die Art, wie wir Inhalte und Content suchen und konsumieren. Für Unternehmen ist es überlebenswichtig, das rechtzeitig zu erkennen und darauf aktiv zu reagieren.
Sebastian Krüger, Managing Partner, Ray SonoVoice und SEO
Die große Frage steht allerdings noch im Raum, wie man zukünftig Content aufbereiten muss, damit die smarten Assistenten ihn finden. Google testet derzeit die Spezifikation „Speakable“. Diese können Publisher in Texte implementieren, wodurch Abschnitte eines News-Artikels angezeigt werden, die für das Vorlesen durch den Assistenten am relevantesten sind. Dieser Schritt steht für ein völlig neues SEO-Feld, denn mit Speakable können auf Websites auch Informationen hinsichtlich der Lesbarkeit für Sprachassistenten optimiert werden.
Voice in der Corporate Identity
Die Herausforderung der Corporate Identity wird zukünftig nicht mehr nur darin bestehen, wie eine Marke mit grafischen Hilfsmitteln oder Bildern Emotionen wecken kann, sondern wie sich eine Marke mithilfe akustischer Hilfsmittel darstellt, um den Kunden zum Kauf oder zur Nutzung zu bewegen. Dies ist um einiges schwieriger und zugleich wichtiger.
Voice wird den Trend zu einem ausgeklügelten Branding beschleunigen und den Klang einer Marke plötzlich zum wichtigen Bestandteil der Markenführung erheben. Der Anspruch wird sein, eine gute, freundliche und gegebenenfalls sogar charismatische „Beratung“ mit einem punktgenauen Ergebnis einer Online-Recherche zu verbinden. Führt man beides erfolgreich zusammen, bekommen wir einen echten virtuellen Assistenten: einen Charakter, einen Freund, einen Experten – nicht nur effektive und einfache Interaktion.
Generell lässt sich ein zentrales Erfolgsprinzip für die Voice Search prognostizieren: Je hochwertiger die Antwort, desto besser auch die User Experience zu der jeweiligen Frage in der Voice Search. Dies bedeutet aus unternehmerischer Perspektive: Je zufriedenstellender die Antwort dem User erscheint, desto gewillter ist er, weiterzufragen und letztlich die gewünschte Conversion zu realisieren.