Die Evolution der Fabrikarbeit
Neue digitale Tools und automatisierte Systeme verändern die traditionelle Fabrik-Landschaft. Die Veränderungen sind gravierend und können zu einer drastischen Steigerung von Produktivität und Kosteneffizienz führen. Um wettbewerbsstark zu bleiben, müssen Firmen sich diese Technologien zunutze machen.
Laut dem PwC’s 27th Annual Global CEO Survey sind 45% der globalen CEOs nicht zuversichtlich, dass ihre Unternehmen die nächsten zehn Jahre überstehen, wenn sie an ihrer aktuellen Strategie festhalten. Dies unterstreicht die Dringlichkeit einer zukunftsorientierten Strategie. Mit fortschreitender Automatisierung verschwimmt die Grenze zwischen den Rollen von Mensch und Maschine immer mehr. Um Aufgaben weiterhin klar zuordnen zu können, sind Strategien notwendig, mit denen digitale Prozesse nahtlos in den Fabrikalltag integriert werden können.
Praktische und innovative Lösungen – den Hype weiterdenken
Manchmal sind die innovativsten Lösungen die einfachsten. Das Konzept der New Work ist praxisnah und orientiert sich an den Bedürfnissen der Nutzer*innen. Anstatt nur nach neuen Technologien zu streben, sollten sich Firmen auf praktische Innovationen konzentrieren, die ihrer Belegschaft helfen, Alltagsherausforderungen erfolgreich zu meistern.
So wurden wir zum Beispiel von Voith beauftragt, eine Vision für die Bedienung der Papiermaschine der Zukunft zu entwickeln. Anstatt ein komplett neues Konzept zur Mensch-Maschine-Interaktion zu erfinden, entschieden wir uns, Methoden zu benutzen, die die Industrie bereits kennt. Uns wurde bewusst, dass bekannte Werkzeuge, die eine haptische Verbindung zur Maschine herstellen, besonders beliebt bei Bediener*innen sind.
Gleichzeitig gab es Kritik an bestehenden Elementen, wie zum Beispiel der Tatsache, dass Bediener*innen relativ lange Wege entlang der Maschine zurücklegen mussten, um die Kontrollpunkte zu erreichen. Um dieses Problem zu lösen, haben wir den Smart Button entwickelt, der das Beste aus beiden Welten vereint: Er behält die beliebte direkte Interaktion mit der Maschine, erfüllt die hohen Sicherheits- und Industriestandards und beseitigt dabei diverse Pain Points.
Voith HMI: Der Smart Button
In unserer Vision für Voith werden Papiermaschinen der Zukunft von einem bekannten Element bedient: dem Smart Button. Diese Innovation bietet drei wesentliche Vorteile:
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Mehrere Funktionen in einer einzigen Taste: Die Anzahl der Bedienelemente und Bildschirme, die die Bediener*innen der Papiermaschine derzeit überwachen müssen, wird deutlich reduziert.
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Mobilität und Fernsteuerung: Ermöglicht Bediener*innen, die Maschine von verschiedenen Standorten aus zu steuern, was Flexibilität und Effizienz erhöht.
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Nahtlose Integration in bestehende IT- und OT-Systeme: Erleichtert sowohl den Betrieb als auch die Datennutzung über ein einziges Gerät, wodurch Prozesse gestrafft und datengesteuerte Entscheidungen vereinfacht werden.
Möglich waren diese Entwicklungen dank eines bewährten technischen Konzepts. Dabei sind Praxisnähe und Machbarkeit entscheidend, um das Vertrauen aller Interessengruppen zu gewinnen und eine erfolgreiche Umsetzung zu gewährleisten.
Mehr als visuelles Prototyping
Design Thinking ist von zentraler Bedeutung, wenn es darum geht, die Bedürfnisse der Zielnutzer*innen zu verstehen und zu erfüllen sowie sicherzustellen, dass unsere Lösungen bei denen ankommen, die sie am nötigsten brauchen. Bei Ko-Kreation-Projekten ist es jedoch unerlässlich, auch die Technologie frühzeitig zu bedenken. Während nutzungszentrierte Ideenfindung und Visualisierung wichtige Triebfedern für Innovationen sind, ist die technische Machbarkeit nicht verhandelbar. Wenn wir dies ignorieren, laufen wir Gefahr, die entscheidende Zustimmung der technischen Teams zu verlieren. Um eine erfolgreiche Umsetzung zu gewährleisten, müssen wir nicht nur innovativ sein, sondern auch sicherstellen, dass diese Ideen nahtlos integriert werden können, insbesondere wenn es darum geht, neue Mensch-Maschine-Interaktionen in bestehende Systeme zu integrieren.
Der Smart Button, den wir mit Voith entwickelt haben, ist ein gutes Beispiel dafür:
- Ihm können mehreren Aktionen zugewiesen werden. Somit erfüllt ein einziges Bedienelement mehrere Funktionen.
- Er ist tragbar, sodass die Maschinen von überall gesteuert werden können, was die Effizienz erhöht.
- Er lässt sich nahtlos in bestehende IT- und OT-Systemen integrieren und überbrückt so die bisher entstandenen Lücken.
Der Unterschied zwischen IT und OT
Informationstechnologie (IT) verwaltet elektronische Daten und Geschäftsabläufe, während Betriebstechnologie (Operational Technology, OT) physische Geräte und Prozesse in der Industrie steuert.
Die Hauptunterschiede:
- Schwerpunkt: IT verwaltet Daten; OT steuert physische Prozesse.
- Umgebung: IT findet man bevorzugt in Büros und Rechenzentren, OT in Fabriken und Anlagen.
- Sicherheit: IT legt den Schwerpunkt auf Datensicherheit, OT auf Betriebskontinuität und Sicherheit.
IT und OT richtig unterscheiden: Obwohl die Systeme traditionell getrennt voneinander laufen, überschneiden sich IT und OT in modernen Fabriken zunehmend. Von OT-Systemen generierte Daten (z.B. Sensordaten) sind entscheidend für die Anpassung von Abläufen, wodurch ein kontinuierlicher Dialog zwischen IT und OT entsteht. Eine nahtlose Integration beider Systeme steigert die Effizienz in der Produktion und vereinbart betriebliche Effizienz mit Sicherheit.
Führen im Wandel: Menschenzentrierte Innovationen
Das größte Hindernis für den Erfolg neuer Entwicklungen ist häufig nicht die Technologie, sondern das Fehlen des menschlichen Elements. Unternehmen müssen menschenorientierte Strategien in den Vordergrund stellen und ein Umfeld schaffen, in dem Innovationen durch aktives Engagement und Beteiligung auf allen Ebenen gedeihen.
Unsere Studie von über 100 Veränderungsprojekten bei Voith, Deutsche Bahn, BMW und DACHSER zeigt, dass rein technische Projekte bei einer Erfolgsquote von 30 % stagnieren. Um ihren Erfolg zu erhöhen, darf man mitarbeiter*innenzentrierte Strategien nicht aus den Augen verlieren: Sie fördern das aktive Engagement und schaffen ein fruchtbares Umfeld für Veränderungen.
Minimum Viable Change durch Prototyping
Bei organisatorischen Veränderungen hilft Prototyping: Es verringert Risiken und erhöht die Flexibilität. Indem man Änderungen in kleinen, nutzungsfreundlichen Schritten einführt und einen ganzheitlichen Ansatz verwendet, umgeht man die Risiken starrer Riesenpläne. Wenn Unternehmen gezielt auf die Bedürfnisse der Nutzer*innen eingehen wollen, ohne dabei die Unternehmensziele aus den Augen zu verlieren, ist Prototyping die richtige Strategie. Durch den Fokus auf Minimum Viable Change agiert die Organisation agil und strategisch und nimmt signifikante Verbesserungen vor, ohne das System zu überfordern. So werden stetig Fortschritte erzielt, ohne dass das Schiff kentert.
Bottom-up-Ansatz: Die Bedürfnisse der Arbeitskräfte verstehen
Anstatt stur Anweisungen von oben nach unten weiterzugeben, möchten wir die tatsächlichen Bedürfnisse unserer Arbeitskräfte verstehen. Dabei setzen wir auf umfassende Analysen und Umfragen. Für unseren Kunden, das Handwerksunternehmen B&O Service, haben wir beispielsweise eine groß angelegte Umfrage mit allen Techniker*innen durchgeführt. Indem wir ihre täglichen Routinen genau analysierten und dadurch ihre Kommunikationsbedürfnisse besser verstehen konnten, war es uns möglich, Kommunikationsformate und Arbeitsabläufe zu entwickeln, die ihre Arbeit wirklich unterstützen.
Höhere Akzeptanz dank Change Champions
Veränderungen werden oft von Personen auf allen Ebenen vorangetrieben, nicht nur ganz oben. Mit der Ernennung sogenannter Change Agents wird sichergestellt, dass die Botschaft im gesamten Unternehmen ankommt und die Akzeptanz und Umsetzung erleichtert werden.
Kultur durch Design: Vom Projekt zum ganzheitlichen Wandel
Steter Wandel entwickelt sich idealerweise von isolierten Projekten zu einem Kernbestandteil der gesamten Organisationsstruktur. Wichtige Schritte hierbei sind die Schaffung spezieller Abteilungen für nachhaltige Geschäftsentwicklung, Wandel als Teil der Unternehmensstrategie und ein durchgehender Feedback-Prozess.
Nur wenn Veränderungsstrategien Teil der Unternehmenskultur werden, können sie beibehalten und in reguläre Managementprozesse integriert werden. Neue Verhaltensweisen und Prozesse müssen dabei ständig mit den bestehenden Rollen und Zuständigkeiten in Einklang gebracht werden – nur dann ist der Wandel von Dauer. Andernfalls kann es passieren, dass selbst gut gemeinte Projekte im Sande verlaufen. Die Anpassung bereits bestehender Systeme, Prozesse und Richtlinien an die neue Ausrichtung festigt deren Integration zusätzlich.
Wir fordern: Die Mensch-Maschine-Zusammenarbeit revolutionieren!
Die Konvergenz von IT und OT in der Fabrik bietet eine einzigartige Gelegenheit, die Rolle der menschlichen Arbeitskraft zu überdenken und zu revolutionieren. Indem wir uns auf praktische, benutzungsorientierte Lösungen konzentrieren und regelmäßig die technische Machbarkeit überprüfen, können wir sicherstellen, dass technologische Fortschritte zu sinnvollen und nachhaltigen Verbesserungen am Arbeitsplatz führen. Wir bei Ray Sono setzen uns dafür ein, dass diese menschenfreundliche Revolution Wirklichkeit wird und Fabriken zu Orten werden, in denen Innovationen gedeihen und das menschliche Potenzial voll ausgeschöpft wird.